KIBedenken

Die COVID-19-Pandemie hat die Bildungswelt unerwartet und unvorbereitet getroffen. Der Lockdown fungierte als ein unerbittlicher Weckruf, der uns die Defizite in der digitalen Infrastruktur unserer Schulen schonungslos vor Augen führte. Es wurde schmerzlich klar, dass wir den Zug der Digitalisierung verpasst hatten.

Die darauf folgenden Jahre zeigten zwar eine verstärkte Hinwendung zu digitalen Tools, doch oft beschränkte sich dies auf die Digitalisierung von Arbeitsblättern – eine oberflächliche Transformation ohne pädagogische Innovation. Wir verharrten im Zeitalter der Digitalisierung, während im “Twitter Lehrerzimmer” und anderen Lehrer-Communities längst intensiv über das Zeitalter der Digitalität diskutiert wurde. Dort erkannte man, dass es in einer VUCA-Welt auf die menschlichen Kompetenzen ankommt, die es braucht, um kreativ und gestaltend tätig zu sein.


KI & Neurodidaktik

Mit dem Aufkommen der Künstlichen Intelligenz begannen Lehrkräfte und Schüler gleichermaßen, mit KI-Tools zu experimentieren. In einigen Klassen entstanden durch die Co-Kreation mit KI neue Lernformen und Reflexionsansätze. Gleichzeitig nutzten andere Schüler die KI, um heimlich Aufgaben lösen zu lassen – ein Dilemma, das die Frage aufwirft, wie Schulentwicklung in diesem neuen Kontext aussehen muss.

In diesem Zusammenhang gewinnt die Neurodidaktik an Bedeutung. Sie verbindet neurowissenschaftliche Erkenntnisse mit pädagogischen Ansätzen, um das Lernen zu optimieren. Die Fragen “Wie lerne ich?” und “Was brauche ich, um Informationen zu Wissen zu konstruieren?” stehen im Mittelpunkt. Es geht darum, Lernumgebungen zu schaffen, die auf die Bedürfnisse des Gehirns abgestimmt sind und die gemeinsame Entwicklung von Wissen und Lösungen fördern.


Verschiebung im Bildungsbereich

Die Einführung von KI und digitalen Tools in den Bildungsbereich hat das Potenzial, uns von den veralteten Traditionen der industriellen Bildung zu befreien. Anstatt Aufgaben auszuführen, die jemand anderes vorbereitet hat, mit dem einzigen Ziel, eine gute Note zu erhalten und den Lehrplan abzuarbeiten, ermöglicht uns die Technologie, das Lernen als einen aktiven Prozess zu begreifen. Schülerinnen und Schüler werden zu Gestaltern ihres eigenen Wissens.


Die menschliche Neugierde ist der Motor für Entwicklung und Fortschritt. Sie ist die treibende Kraft hinter der intrinsischen Motivation, die uns dazu bringt, ständig zu lernen und zu wachsen. Dieses natürliche Verlangen zu entdecken und zu verstehen ist ein Schlüssel zum lebenslangen Lernen.


Die Schulentwicklung muss sich dieser neuen Realität stellen und eine Lernkultur fördern, die die intrinsische Neugierde und Motivation der Schülerinnen und Schüler nutzt. Es ist an der Zeit, Abschied von den starren Strukturen der Vergangenheit zu nehmen und das Lernen als einen lebenslangen Prozess zu verstehen.

#KIBedenken Nele Hirsch Joscha Falck

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